1G Telekommunikationsindustrie

Netzwerkbetreiber
Amerikanische Netzwerkbetreiber
Britische Netzwerkbetreiber
Infrastrukturhersteller
Ericsson
Motorola
Nokia
Alcatel
Siemens
Endgerätehersteller

Industrie für den ersten zellularen Mobilfunk

Netzwerkbetreiber

Mit der ersten Generation Mobilfunksystem, dem ersten zellularen Netzwerk rückt ein Begriff in den Vordergrund, der Netzbetreiber oder auf englisch Operator. Bislang sahen die Betreiber der Telefonnetze die Mobilfunksysteme als eine natürliche Erweiterung ihres Netzes. Mit dem zellularen Netzwerk wurde nun nicht nur ein neues Funksystem eingeführt, sondern auch ein eigenes Netz eingerichtet. Schließlich mussten die Mobilfunkstationen untereinander und mit einer Zentraleinheit kommunizieren. Dennoch wurden in den meisten Ländern dieses neue Netz weiterhin von den Telefonnetzbetreibern bzw den PTTs betrieben. In allen europäischen und asiatischen Ländern war dies so. Es gab zwei Ausnahmen: die USA und Großbritannien.

Amerikanische Netzwerkbetreiber

Bei der Freigabe von Frequenzen für AMPS durch die FCC wurde festgelegt, dass es zwei Netzbetreiber geben sollte. Einer sollte durch den lokalen Telefonanbieter betrieben werden, also einer der sieben Baby Bells. Um die andere Lizenz konnte sich ein weiterer privater Anbieter bewerben. Lizenzen wurden für Metropolregionen ausgegeben sogenannte Metropolitan Statistical Areas (MSA). Davon gab es 306 verteilt über die USA. Es gab einen „Beautycontest“, d.h. die sich bewerbenden Firmen sollten ein Angebot und Geschäftsplan vorlegen und FCC würde entscheiden. Es gab riesiges Interesse. Tausende von Firmen bewarben sich und die FCC sah sich gezwungen von ihrem „Schönheitswettbewerb“ abzuweichen und entschlossen sich die Lizenzen einfach zu verlosen. So wurden zwischen 1984 und 1986 zahllose Linzenzen vergeben. Auch alle ländlichen Regionen wurden später hinzugenommen. So entstand ein Flickenteppich von lokalen Betreibern in den USA und es herrschte Konkurrenz zwischen jeweils zwei Betreibern.

Mit AMPS wurde ein Duopoly für Mobilfunk in den USA etabliert. Es wurde die Geburtsstunde der ersten privaten Mobilfunkbetreiber.

Britische Netzwerkbetreiber

In Großbritannien wurde die Privatisierung der PTT durch die Politik von Margret Thatcher in den achtziger Jahren stark vorangetrieben. Post und Telekommunikation wurde getrennt und an die Börse gebracht. Das Telekommunikationsunternehmen firmierte unter den neuen Namen BT (britisch Telecom). Noch bevor überhaupt ein zellularer Mobilfunkstandard festgelegt wurde, bestimmte die britische Regierung bereits, dass es wie in den USA zwei konkurrierende Betreiber geben sollte. Einer davon sollte durch die BT betrieben werden. BT schloss sich mit einer Sicherheitsfirma Securicor zusammen und gründeten die Telecom Securicor Cellular Radio welche später schlicht Cellnet genannt wurde. Für die zweite Lizenz bewarben sich mehrere britische Firmen. Schließlich gewann ein Konsortium angeführt von Racal zusammen mit Millicom und Hambros Advanced Technology. Racal war ein Hersteller von Funkanlagen wie Radar, meist für militärische Anwendungen. Racal-Millicom nannte sich später Racal Vodafone (Voice Data Telefone) und schließlich nur noch Vodafone.

Erst als die Lizenzen vergeben waren fiel die Entscheidung dass AMPS die Technologie sein sollte auf die das System aufgebaut wird. Dazu mussten wie erwähnt die Frequenzbänder angepasst werden und man nannte das System TACS.

Vodafone war der erste europäische private Mobilfunkanbieter.

Vorteil von TACS war, dass es Anbieter für Infrastruktur und Endgeräte gab. Cellnet beauftragte Motorola mit dem Aufbau des Netzes, Vodafone beauftragte Ericsson.

Die Konkurrenzsituation in Großbritannien führte dazu, dass die Kosten für ein Mobiltelefon und einen Vertrag sehr schnell sanken und die Anzahl der Nutzer sehr stark stieg. 1991, kurz vor Einführung von GSM hatte Großbritannien im Vergleich zu Deutschland oder Frankreich drei mal soviel Nutzer (2% statt 0,7%).

Infrastrukturhersteller

Ericsson

Die besten Voraussetzungen für einen Einstieg in das Mobilfunkgeschäft hatte Ericsson und sie wurden auch genutzt. Wie erwähnt hatte Ericsson eine Führungsposition für digitale Telefonschaltanlagen, welche auch für die Mobilfunknetze gebraucht wurden. Außerdem verfügten sie mit SRA über die notwendige Radiotechnologie. Ericsson fokussierte sich jedoch nicht nur auf NMT, sondern war von Anfang an auch bei AMPS mit von der Partie und somit auch bei TACS. So baute Ericsson für Vodafone Mitte der achtziger Jahre das TACS Netzwerk.

1983 übernahm Ericsson SRA vollständig und gründete damit die Einheit Ericsson Radio Systems. 1986 wurde ERS zweigeteilt in Radioequipment für Infrastruktur (Systems) und Endgeräte (Terminals).

Motorola

Ericsson kam von der Infrastruktur und baute sein Feld in Richtung Funk und Endgeräte aus. Bei Motorola war es umgekehrt. Sie kamen von Endgeräten, bauten Anfangs auch Radios und Fernseher. In den frühen Zeiten des Mobilfunks bauten sie dann auch die Mobilfunktechnologie auf und waren neben AT&T aktiv bei der Definition und Einführung von AMPS. Schwach waren sie bei digitalen Schaltanlagen welche sie zukaufen mussten. Allerdings hatte Motorola mit der USA einen starken heimischen Markt.

Nokia

Nokia ging erst spät in den Telekommunikationsmarkt. Nach dem Krieg war Nokia eine Firma mit drei Geschäftsbereichen: Holz, Gummi und Kabel. Aus der Kabelaktivität wurde ein elektronisches Geschäft welches sich auch mit Computern und Fernsehgeräten beschäftigte.

In den sechziger Jahren gründete das finische PTT eine Firma namens Televa Oy. Diese sollte sich auf die Entwicklung von digitalen Schaltanlagen fokussieren welche zu der Zeit immer bedeutender wurden und Finnland wollte sich von Zulieferern wie Siemens, Ericsson und Alcatel unabhängig machen. Televa Oy arbeitete eng mit Nokia Electronics zusammen. Mitte der siebziger Jahre geriet Televa Oy in finanzielle Schwierigkeiten da aus politischen Gründen eine Förderung auslief. Nokia kam zu Hilfe und übernahm 50% von Oy und man nannte das Unternehmen fortan Telefenno Oy. 1987 übernahm Nokia Telefenno Oy vollständig. Somit kam Nokia zu Schaltungstechnologie. 

Mitte der siebziger Jahre ging Nokia eine weitere Kooperation mit einem führenden Elektronikhersteller in Finnland ein. Mit Sonora. Nokia vereinbarte mit Sonora, dass Nokia Basisstationen bauen würde während Sonora die entsprechenden Terminals (damals noch Autotelefone) bauen würde. 1979 entstand daraus die Firma Mobira.  

Alcatel

Alcatel hat seine Wurzeln in dem französischen Technologiekonzern Compagnie Générale d’Electricité (CGE). CGE, 1898 gegründet, war das französische Gegengewicht zu Siemens, AEG und General Electric. Ähnlich wie Siemens hatte CGE verschiedene Geschäftsbereiche. Ein berühmter Bereich führte z.B. in den siebziger Jahren zum Bau des Hochgeschwindigkeitszuges TGV. Die Telekommunikationssparte von CGE begann in den siebziger Jahren digitale Schaltanlagen zu bauen und erarbeitete sich damit eine gewisse Marktposition. 

1986 entschied sich ITT aus dem europäischen Telekommunikationsmarkt auszusteigen. Sie verkaufte die entsprechenden Bereiche an CGE. CGE nannte sich nun Alcatel-Alsthom. Alcatel war eine kleine Telekommunikationsfirma welche CGE vor einiger Zeit gekauft hatte. Alsthom war der Hersteller des TGV. Später wurden die Bereiche voneinander getrennt und Alcatel wurde eigenständiger Infrastrukturhersteller baute jedoch auch Endgeräte.

Siemens

Siemens war im Mobilfunksektor vor allen auf das C-Netz fokussiert welches sie nicht nur entworfen hatten, sondern wofür sie auch die Infrastruktur und die Endgeräte herstellten. Allerdings war der C-Netz Markt klein. Nur Südafrika und Portugal nutzten dieses System. In den anderen Standards, NMT, AMPS und TACS konnte sich Siemens nicht etablieren was seine Position im zukünftigen Mobilfunkmarkt schwächte.

Endgerätehersteller

Die ersten Geräte, welche für das zellulare System gebaut wurden, waren Autotelefone und „Transportables“ also Autotelefone welche man „mitnehmen“ konnte. Anfangs mischten japanische Hersteller im Markt mit. Dominiert wurde dieser jedoch von Motorola und Nokia.

Schnell erschienen Handgeräte. Als erstes trat Motorola 1984 mit dem DynaTAC auf den Plan. Überraschenderweise etablierte sich ein Neuankömmling aus Großbritannien namens Technophone.  Das PC105T kam bereits 1985 heraus. Bald wurde Technophone der Marktführer auf dem Handgerätemarkt in Europa. 1991 kaufte Nokia Technophone und wurde damit der größte Hersteller von Handgeräten der Welt noch vor Motorola.

Das PC105T. Das kleinste Mobiltelefon 1985. Deutlich kleiner als ein Motorola Dynatek

Weitere Hersteller von Handgeräten waren Mitsubishi, Sony, NEC und schließlich auch Ericsson. All diese Hersteller hatten somit kurz vor Beginn des digitalen Mobilfunk bereits Erfahrung auf dem Gebiet kompakter Mobilfunk-Handgeräte.