Digital Communication System (DCS)
Trends bei Mobilfunkgeräten
Kurznachrichten über Funk (SMS)
Noch 1990 war man vorsichtig optimistisch, was den Mobilfunkmarkt anging. So schätzte/hoffte man dass es zur Jahrhundertwende wohl 40 Millionen Mobilfunkteilnehmer für das GSM-System geben könnte. Auf jeden Fall ging man davon aus, dass vor allem Geschäftsleute den Mobilfunk nutzen würden. Für normale Menschen würde ein solches Telefon nach wie vor unerschwinglich sein. Mit dieser Annahme lag man wie sich herausstellte ziemlich falsch.
Unterschätzt wurde z.B. die Konkurrenz, welche neuerdings auf dem Mobilfunkmarkt herrschte. So gab es überall mindestens zwei Mobilfunkbetreiber die versuchten möglichst viel Kunden an sich zu binden. So fielen die Preise für einen Vertrag Jahr für Jahr. Es gab außerdem ein neues Element bei den Mobilfunkverträgen. Man bekam bei einem 2 Jahresvertrag ein Mobiltelefon gratis dazu. Dies führte wiederum dazu, dass die Mobilfunknutzer alle 2 Jahre das neuste Mobiltelefon bekamen, was den Markt für Endgeräte anheizte.
Man hätte nun vermutet, dass es ähnlich wie bei analogen Mobilfunknetzen schnell zu einer Kapazitätsgrenze kommen könnte. Dies schien jedoch nicht einzutreffen. Dies lag wohl auch daran, dass die „normalen Nutzer“ das Telefon eher nutzten, um erreichbar zu sein und weniger, um aktiv damit zu telefonieren. Es dominierte immer noch das Festnetztelefon.
Digital Communication System DCS
Bevor es zu Kapazitätsengpässen kommen konnte, kamen darüber hinaus schon bald neue Frequenzbänder hinzu. In Europa vergab man ab 1994 die sogenannten DCS-Frequenzen im Bereich 1800 MHz. Also doppelt so hoch wie für GSM. In Deutschland folgte man der alten Tradition des Durchbuchstabierens. Man bezeichnete das GSM-Netz auch als D-Netz und zwar D1 Telekom und D2 Mannesmann. Das neue Frequenzband nannte man nun das E-Netz, obwohl sich am Standard eigentlich nicht viel geändert hatte. Schnell gab es Mobilfunkgeräte die auf 1800 MHz umgestellt waren. Es gab auch bald Dual Band Geräte welche sowohl 900 MHz als auch 1800 MHz beherrschten. Der Bereich nahe 2 GHz war wie oben berichtet auch in den USA populär. Dort nannte man ihn PCS und er lag im Bereich 1900 MHz. Über PCS etablierte sich GSM auch in den Vereinigten Staaten in direkter Konkurrenz zu CDMA.
Es gab in Deutschland bald zwei Anbieter für DCS. Die höheren Frequenzen bei DCS bedeuteten kleinere Zellen wegen der schlechteren Ausbreitung der Wellen. Daher war DCS zunächst nicht so leistungsfähig wie das klassische GSM vor allen was die Abdeckung anbetraf. Aber die DCS-Anbieter kompensierten diesen Nachteil mit attraktiveren Preisen was den Markt weiter anheizte.

Trends bei Mobilfunkgeräten
In jährlichen Takt wurden vor allem auf der CeBIT in Hannover neue Geräte vorgestellt. Hierbei war der Haupttrend die Größe des Geräts. Jeder Anbieter versuchte das jeweils kleinste Gerät auf den Markt zu bringen. Dies gelang durch die oben beschriebene Integration und der sich jährlich verbesserten Technologien.
Ein wirklicher Pionier für kleine Handgeräte war Motorola. Bereits 1996 erschien bei Motorola ein Klapp Mobiltelefon namens StarTac. Es war zunächst nur für AMPS erhältlich erschien 2 Jahre später jedoch auch für GSM. Es war nur 120 ccm groß und wog unglaublichen 90 Gramm bei einer respektablen Gesprächs- und Standby Dauer. Als erstes Mobiltelefon hatte es einen Vibrationsalarm.

Das StarTac kam mit einer speziellen Belt Clip (Gürtelhalterung) in den man es in zugeklappten Zustand einschnappen konnte. Mit einem Handgriff konnte man es dann aus der Halterung ziehen und aufklappen. Dadurch wurde dann auch gleich der Anruf angenommen.
Das StarTac war vor allen in den USA sehr populär und eines der großartigsten Gadgets, welches man in den neunziger Jahren besitzen konnte. In Europa setzte es sich hingegen nicht so sehr durch. Überhaupt waren Klapp-Geräte in Europa nicht so beliebt.
Begehrt in Europa waren eher Geräte von Nokia, wie z.B. das legendäre 8110, ein Slider Telefon. Hier wurde ein Schieber über die Tastatur geschoben. Dadurch wurde wie beim Klapp Telefon die Tastatur geschützt und man konnte durch auf und zuschieben einen Anruf entgegennehmen oder auflegen. Das Nokia 8110 welches 1996 erschien war 170 ccm groß und mit 145 g sehr leicht.

Das besondere an dem 8110 war neben der Größe und dem Gewicht vor allen das Design. Dies galt praktisch für alle Nokia Modelle. Sie sahen irgendwie eleganter aus als die Konkurrenz.
Berühmt wurde das 8110 durch einen innovativen Actionfilm der 1999 erschien. Die Matrix. Das Nokia Telefon wurde hier benutzt damit die legendäre Charaktere Morpheus und Neo Kontakt aufnehmen. Filme wie dieser trugen dazu bei, dass Nokia den Nimbus zu verleihen den vorher nur Firmen wie Sony gehabt haben. Das führte dazu, dass Nokia 1998 zum größten Mobilfunkhersteller der Welt an Motorola vorbeizog.
1997 gelang Philips auf der CeBit eine kleine Sensation. Obwohl Philips eher ein Außenseiter im Mobilfunkmarkt war, überraschte es mit dem bis dahin kleinsten Telefon, dem Genie. Es war kleiner als 100 ccm und wog etwa 95 Gramm. Zum Annehmen und Auflegen hatte sich Philips ein Pop Out Mikrofon erdacht welches wie ein Kugelschreiber am unteren Ende ausgefahren werden konnte. Später erschien das Genie dann eher ohne dieses Mikrofon und war dadurch noch etwas kleiner.

Philips hielt diese Krone nicht lange. Ericsson kam 1999 mit dem kleinsten Telefon der Welt dem T28s. Es war ein „Flip Telefon“. Also ein Telefon in dem eine Klappe die Tastatur bedeckte. Gespräche konnten durch Öffnen und Schließen der Klappe entgegengenommen oder beendet werden. Das T28s wog nur 83 Gramm und hatte eine Größe von 72 ccm. Trotz der geringen Größe war das T28s nicht sehr populär. Man sprach von einem Volvo Design, eckig und kleine Fenster. In der Tat hatte das T28s nur ein zwei Zeilen Display und entsprach damit nicht mehr den Anforderungen des Marktes.

Seit 1999 wurden die Mobiltelefone nicht mehr kleiner. Neue Anwendungen erforderten größere Displays. Bald wurde der Mobilfunkmarkt eher durch zusätzliche Funktionalität statt durch Größe und Preis bestimmt.
Im Jahr 2000 war Nokia mit 30.6% der Marktführer bei Mobiltelefonen. Er wurde gefolgt von Motorola 14,6%, Ericsson 10%, Siemens 6.5% und Samsung 5%.
Kurznachrichten über Funk (SMS)
Wie oben beschrieben sind die ersten zwei Zeitschlitze bei GSM ausschließlich für Kontrollkanäle reserviert. Speziell gab es die langsamen zugewiesenen Kontrollkanäle. Hierbei wurde eine kurzzeitige Verbindung zwischen dem Mobiltelefon und der Basisstation hergestellt, etwa um einen Anruf zu initiieren oder um Informationen bezüglich der Empfangsstärke auszutauschen. Als in den achtziger Jahren der GSM-Standard definiert wurde, kam die Idee auf diese Kontrollkanäle auch zu nutzen, um Textnachrichten zwischen Telefonen auszutauschen. Dies wäre ein zusätzlicher Dienst den die Mobilfunkbetreiber anbieten könnten. Es würde auch ermöglichen, dass Informationen zwischen den Mobilfunkbetreiber und dem Kunden kurzzeitig per Text gesendet werden könnten.
Man nannte diesen Dienst Short Message Service (SMS). Er war bereits 1991 als Teil des GSM-Standards, wurde aber nicht sofort eingeführt. Es gab auch Zweifel, ob sich ein solcher Dienst wirklich durchsetzen könnte. Es war nur schwer vorstellbar, wie man über ein Mobiltelefon ein Text eingegeben werden sollte.
Jugendliche kommunizierten um die Jahrtausendwende vor allen mit SMS statt mit Anrufen. Messaging wurde Teil der Kommunikationskultur.
Ab 1994 war die SMS flächendeckend eingeführt, ohne dass es viel Werbung dafür gab. Man dachte sogar darüber nach, ob man sie kostenlos anbieten sollte. Dennoch wurde die SMS ein Erfolg. Dies lag wohl vor allem an der Jugend, die mehr und mehr in Besitz eines Mobiltelefons kamen. Sie nutzten die Textmitteilungen, um untereinander Nachrichten auszutauschen. Für die Jugendlichen war dies dann auch der Hauptkommunikationsweg. Sprache wurde nur in Ausnahmefällen benutzt. Die Jugend entwickelte auch ungeahnte Fähigkeiten, um Nachrichten über die Tastatur einzugeben. Schließlich musste man bis zu viermal hintereinander eine Taste drücken, um den richtigen Buchstaben zu erhalten. Außerdem entwickelte sich eine eigene „kultige“ SMS-Sprache mit Abkürzungen.

Die Netzbetreiber erkannten den Nutzen der SMS schnell und verlangten relativ hohe Preise, obwohl sie nur wenig für die SMS investieren mussten. Es entstand praktisch keine zusätzliche Last in den Netzen. Bald wurde die SMS neben der Sprache eine gleichwertige Einnahmequelle.
