Das Smartphone

PDA
Resistive Touchscreen
Apple Newton
Palm Pilot
Windows Mobile
Das Smartphone
IBM Simon
Geos
Nokia Communicator
– Symbian OS
Blackberry
Das iPhone
Apple iPod
Drei Produkte in einem
Kooperation mit Cingular
Android
Unix
Linux
Open Handset Alliance

Die Entstehung des Smartphones

Bevor wir das Smartphone besprechen schauen wir auf ein Gerät welches um die Jahrtausendwende beliebt war, vor allen in der Geschäftswelt. Es war ein kleiner „Organizer“ und wurde als Personal Digital Assistant (bezeichnet). In gewisser Hinsicht entwickelte sich hieraus das Smartphone.

Personal Digital Assistant (PDA)

In den achtziger Jahren benutzten Geschäftsleute kleine Ringbücher, um sich zu organisieren. Dort hielt man typischerweise folgende Informationen.

  • Termine
  • Adressen und Telefonnummern
  • Aufgabenlisten
  • Notizen

Parallel dazu begann man solche Informationen auch auf dem Arbeits-PC zu speichern. Dieser war jedoch nicht mobil. Entweder man führte die Daten in beiden Medien oder man konzentrierte sich auf das Ringbuch.

Durch die Fortschritte vor allem in Bereich programmierbarer Taschenrechner erfand man ein neues mobiles Gerät, welches die Aufgaben des „Ringbuches“ übernehmen sollte. Es sollte ein Taschengerät sein und überall einsetzbar.

Das Problem war natürlich, dass man einen Bildschirm und auch eine Tastatur benötigte. Jedoch musste der Bildschirm so groß sein, dass er praktisch die ganze Fläche des Gerätes in Anspruch nahm. Wie konnte man somit Daten eingeben und abrufen. Die Lösung lag in einem berührungsempfindlichen Bildschirm.

Resistive Touchscreen

Bereits in den siebziger und achtziger Jahren versuchte man Bildschirme so zu erweitern, dass man etwa mit einem Stift bestimmte dargestellte Objekte berühren konnte, um dadurch Aktionen auszuführen. Erste Lösungen bestanden aus einem Netz von Lichtschranken, die man Matrixförmig über einen (Röhren)Bildschirm anordnete.

In den späten achtziger Jahren entwickelte man die sogenannten resistiven berührungsempfindlichen Bildschirme. Hierzu benutzt man zwei durchsichtige Folien die mit einem wohl definierten Abstand voneinander getrennt übereinander liegen. Diese Folien sind leitend haben einen Widerstand über ihre Fläche. Durch Druck, etwa durch einen Stift, können die Folien verbunden werden. Hierbei entsteht je nach Abstand verschiedene Widerstände zu den Rändern der Folien. Diese Widerstände können durch Anlegen von Spannungen an den Rändern der Folien einzeln vermessen werden und dadurch kann die genaue Position des Druckpunktes vermessen werden.

Ein Touchscreen besteht somit aus dem eigentlichen Display dem transparenten Folienpaar. Das Display war in den frühen neunziger Jahren ein LCD-Display mit mittlerer Auflösung. Man konnte statt eines Stiftes auch den Finger benutzen. Allerdings wurde die Eingabe dadurch recht ungenau so dass man anfangs ausschließlich Stifte zur Eingabe benutzte.

Apple Newton

Apple arbeitete bereits Ende der achtziger Jahre an einem PDA. Das Ergebnis dieser Entwicklung war der Apple Newton. Eigentlich hieß das innovative Betriebssystem Newton und das Gerät Message PAD, aber Newton hatte sich in der Öffentlichkeit durchgesetzte. Der Newton bestand praktisch nur aus einem berührungsempfindlichen Display, etwas kleiner als A5 Größe. Es kam 1993 auf den Markt und hatte ein LCD-Display mit einer Auflösung von 336 × 320 Punkten. Mit 400 g war es ziemlich schwer und eigentlich auch zu groß für ein Taschengerät. Aber es war für damalige Verhältnisse sehr innovativ. Vor allen die intuitive Menüführung durch den Stift.

Schwachpunkt (wie auch bei weiteren PDA´s die folgen sollten) war die Eingabe von Text. Apple entschied sich für eine „Handschrifterkennung“ die allerdings nicht gut funktionierte und seinen Teil dazu beitrug, dass der Newton zwar Beachtung fand sich aber kommerziell nicht durchsetzte zumal das Gerät auch sehr teuer war.

Apple MessagePad oder Newton. Quelle: Wikipedia

Palm Pilot

Was Apple Newton nicht schaffte, gelang einer Firma namens Palm ab 1996. Ein preiswertes kleines PDA für den Massenmarkt.

Palm war ein typisches Start-Up aus dem Jahre 1992, gegründet im Silicon Valley. Die Gründer fokussierten sich auf Software für PDA´s und entwickelten in Zusammenarbeit mit Casio in Japan ein Gerät namens Zoomer. Dies war ähnlich zu Apples Newton und ebenfalls nicht sehr erfolgreich. Daher entschlossen sich die Gründer von Palm dazu, mit ihrem PDA nicht einen PC-Ersatz zu schaffen sondern eine PC Ergänzung. Die Idee war es Daten welche auf dem PC gespeichert sind, wie Termine und Adressen mit dem PDA über SW und einer Datenschnittstelle zu synchronisieren. Es gab zusätzlich auch ein einfaches Eingabefeld, in dem mit einem Stift Schriftzeichen eingegeben werden konnten. Als das Gerät fertig entwickelt war, wurde Palm von der Firma US Robotics geschluckt vertrieb das PDA jedoch weiter unter Palm, als Palm Pilot.

Von Anfang an war die Größe des Palm Pilot so festgelegt, dass es bequem in eine Hemdtasche passte (120 x 80 x 18 mm) und wog nur 140 g. Es hatte eine Bildschirmauflösung von nur 160 x 160 Pixel. Somit war es bei weitem mobiler als der Newton von Apple. Mit einer speziellen SW konnte der Palm mit der PC-Software synchronisiert werden. Dies geschah üblicherweise automatisch, wenn man den Palm in seine Ladeschale steckte, die mit dem PC verbunden war. Angetrieben wurde der Palm von einem 68328 CPU von Motorola. Auf diesem Prozessor lief das Betriebssystem PalmOS.

Der Palm Pilot wurde Ender der neunziger Jahre zu einem der erfolgreichen Business Gadgets, vor allen in den USA. Es war auch für einfache Geschäfts- und Privatpersonen erschwinglich und schick. Im Jahr 2000 hatte Palm über 70% Marktanteil im PDA Geschäft.

Palm Pilot. Quelle: Wikipedia

Windows Mobile

Trotz des Erfolgs der Palm Pilot Serie gab man die Vorstellung nicht ganz auf, einen „Pocket-PC“ zu schaffen, also ein PDA, welches zumindest eine reduzierte PC-Funktionalität aufwies. Treibende Kräfte hinter dieser Entwicklung waren Compac welche mit der iPAC Serie eine entsprechende PDA Hardware schafften und Microsoft welche ein Spezialversion ihres Windows Betriebsystem herausbrachten: Windows Mobile. 

Das erste erfolgreiche Gerät war die 3600 Serie die 2002 erschien. Sie hatte einen Farbbildschirm mit 4096 Farben und einer Auflösung von 240 x 320 Pixel. Speicher war noch sehr begrenzt konnte aber mit einer externen FLASH Karte erweitert werden.

iPAQ 3600 mit Windows Mobile. Quelle: Compaq

Windows Mobile (ursprünglich Pocket PC) war eine abgespeckte Variante von Windows CE also eines Operationssystems für Kleingeräte und industrielle Anwendungen (CE wie compact, embedded). Windows versprach sich damit einen Zugang zum mobilen Markt der PDA aber auch für künftige Mobile Telefone. Es bestand aus einer Oberfläche, die den Windows Betriebssystem sehr ähnlich war aber statt mit Maus mit einem Stift gesteuert wurde. Es beinhaltete auch rudimentäre Versionen von Office also Word, Excel und Power Point. Interessant für den Benutzer waren aber auch Spiele und MP3 Player.

Die Pocket PC mit Windows Mobile waren bedingt erfolgreich. Sie erreichten nicht die Nutzerzahlen von Palm Pilot. Viele Anwendungen blieben eine Spielerei und waren nicht sehr produktiv.

Eine wesentliche Errungenschaft der iPAC war, dass sie als erste PDA´s den neuen Wireless LAN Standard integrierten. Es war somit zum ersten Mal Möglich mit einem PDA ins Internet zu gehen. Somit kam es zu ersten Berührungspunkten mit den Mobiltelefonen bezüglich der Mobilkommunikation.

Das Smartphone

Wir haben bereits das Feature Phone besprochen also ein Mobiltelefon, welches im Laufe der Zeit immer mehr nützliche Funktionalität außerhalb des eigentlichen Telefonierens beinhaltete. Dabei blieb dieses Gerät vordergründig stets ein Telefon, d.h. es hatte eine Telefontastatur und ein Display mit einigen Navigationstasten.

Parallel entwickelte sich dazu eine neue Art Telefon. Dieses zeichnete sich dadurch aus, dass es von Anfang an darauf ausgelegt wurde, mehr als nur zu Telefonieren. Im Grunde waren diese Geräte mehr PDA, also kleine PC oder PC-Ergänzungen welche als Zusatzfunktion auch telefonieren konnten. Wie PDA´s zeichneten sich diese Geräte durch ein großes berührungsempfindliches Display aus und hatten eine ausgeklügelte Benutzerführung (Man Machine Interface: MMI) welche einen speziellen Prozessor und ein Betriebssystem erfordert. Man nannte diese Geräte später Smartphones.

IBM Simon

Anfang der neunziger Jahre arbeitete auch IBM (noch) an mobilen Endgeräten. Parallel zu Apple und Palm entwickelten sie eine HW und vor allen eine SW für ein PDA. Die HW entstand in Zusammenarbeit mit Mitsubishi Electric aus Japan. Als Prozessor diente eine 8086 Architektur von Intel (jedoch von NEC gebaut) welche sich ja bereits in PC´s mehr als bewährt hatte. Allerdings war der 8086 im Gegensatz zum ARM eigentlich nicht gut für mobile Applikationen geeignet da er zu viel Strom verbrauchte. Auf dem Prozessor lief ein DOS ähnliches Betriebssystem, welches mit einer grafischen Oberfläche erweitert wurde um es benutzerfreundlich zu machen.

Das entsprechende PDA erhielt den Namen Simon und kam 1994 auf den Markt. Es hatte ein längliches berührungsempfindliches Display mit einer Auflösung von 160 × 293 Pixel. Es wurde mit einem Stift bedient. Insgesamt war das Telefon ein ziemlicher Klotz mit einem Gewicht von 500 g. Durchaus vergleichbar mit einem frühen Motorola Telefon. Aber es hatte praktisch keine Tasten und bestand nur aus einem Display. Es hatte die üblichen Funktionen wie Kalender, Notizen, To Do Liste und Adressen. Aber was es von anderen PDAs unterschied: Es war auch ein Mobiltelefon. Wenn auch nur mit AMPS-Standard was bereits 1994 etwas veraltet war. Simon konnte nicht nur telefonieren, es konnte sogar Faxen und E-Mails versenden und empfangen.

IBM Simon. Quelle: Wikipedia

Am Ende war der Simon Person Communicator nicht sehr erfolgreich und wohl seiner Zeit etwas voraus. Bell South verkaufte lediglich 50.000 Stück, bevor sie es wieder vom Markt nahmen. Ein Nachfolger wurde nicht gebaut. Heute gilt der Simon als erstes Smartphone weltweit.

Geos

1990 liefen IBM kompatible PC´s mit einer Intel 80×86 Architektur unter dem Betriebssystem MS DOS. Es hatte keine grafische Benutzeroberfläche wie sie bereits andere PC´s wie beispielsweise der Apple Macintosh hatten. Erst ab 1990 begann Microsoft mit Windows eine Grafikoberfläche einzuführen.

In dieser Zeit entstanden SW Pakete welche eine Grafikoberfläche auf DOS laufen ließen. Eine dieser SW hies PC/GEOS (Personal Computer/Graphical Environment Object System). Es war ein schlankes System und lief sogar auf PCs welche deutlich vor 1990 hergestellt wurden. Später liefen Versionen von GEOS sogar auf Heimcomputern wie den Commodore64.

1992 erschien eine spezielle Version von GEOS welche speziell für PDA´s entwickelt wurde. Auch diese liefen auf einer 80×86 Architektur. Da PDA´s seinerseits wie wir bereits besprochen haben mit Stiften statt mit einer Maus bedient wurden nannte man das Betriebssystem PEN/GEOS. Ein kleiner handflächengroßer PDA mit Querty Tastatur, der HP OmniGo 100 war einer der ersten Geräte mit diesem Betriebssystem. 

HP OmniGo 100. Quelle: Wikipedia

1995 erschien eine spezielle Version des HP PDA der HP OmniGo 700LX. Er verfügte über eine Schale in welches ein Nokia 2110 Mobiltelefon passte. 

OmniGo 700LX, Quelle: Mobilecollectors.net

Dadurch wurde ein PDA mit einem Mobiltelefon mehr oder weniger fest verbunden und man konnte mit dem PDA Verbindungen aufnehmen.

Nokia Communicator

Das OmniGo 700LX entstand in Zusammenarbeit mit Nokia. Es war nur konsequent, dass daraus ein integriertes Produkt entstehen sollte welches Nokia den Communicator nannte.

Der Nokia Communicator 9000 wurde 1996 auf der CeBIT vorgestellt.

Nokia Communicator 9000. Quelle: Wikipedia

Wie der HP OmniGo lief auch der Communicator auf einer 80×86 Architektur mit einem ROM-DOS und PIN/Geos Betriebssystem. Der Communicator war seiner Zeit weit voraus. Er konnte E-Mails versenden und empfangen und Faxe versenden und empfangen und er hatte einen HTML fähigen WebBrowser. Darüber hinaus verfügte er natürlich über die üblichen PDA Funktionalitäten wie Adressbuchverwaltung und Kalenderverwaltung.

Der Communicator gewann Preise und erlangte viel Aufmerksamkeit. Allerdings war er sehr teuer und wohl auch kein kommerzieller Erfolg.

Symbian OS

Nicht nur Nokia arbeitete seit Mitte der neunziger Jahre an ersten Smartphones. Auch Motorola, Ericsson und Sony arbeiteten an entsprechenden Produkten. Es wurde hierbei schnell klar, dass man wie in der PC-Industrie ein einheitliches Betriebssystem brauchte. Ein Betriebssystem welches keine Abhängigkeiten von Microsoft haben sollte. PIN/Geos war ja auch noch halb auf MS-DOS aufbauend. Vor allen wollten alle Telefonhersteller und zum Teil auch PDA-Hersteller keine Dominanz oder gar Monopol auf ein Betriebssystem wie es Microsoft auf den PC Markt hatte.

Im Juni 1998 wurde daher von Nokia, Ericsson, Motorola, Sony und dem PDA-Hersteller Psion eine Firma namens Symbian gegründet. Aufgabe war die Entwicklung und Pflege eines Betriebssystems für Smartphones.

So entwickelte sich Symbian als dominantes Betriebssystem für Smartphones über die nächsten Jahre. Fast jeder größere Hersteller setzte Symbian für seine Smartphones ein. Microsoft gelang es über lange Zeit nicht Marktanteile im Smartphonemarkt zu bekommen.

Im Jahr 2000 kam Ericsson mit dem R380 Smartphone heraus. Diese lief mit Symbian OS. Äußerlich glich es einem normalen (kleinen) Mobiltelefon. Wenn man jedoch die Tastatur herunterklappte, kam ein großer berührungsempfindlicher Bildschirm zum Vorschein. Es war somit eine gelungene Version des IBM Simon welcher sechs Jahre vorher auf den Markt gekommen war.

Ericsson R380. Quelle: Ericsson

Blackberry

Die kanadische Firma Research in Motion (RIM) entwickelte Ende der neunziger Jahre eigentlich Pager, vor alle two way Pager. Pager sind einfache Rufsysteme. Anfangs zeigten sie dem Empfänger nur eine Rufnummer an welche gerufen werden sollte. Später konnte Pager Systeme auch beliebige Nachrichten empfangen und senden. RIM baute dafür Geräte mit einem Display und einer QUERTY Tastatur zur Eingabe der Nachrichten.

2003 erweiterte RIM sein Produktportfolio um ein Gerät, das sie Blackberry nannten und welches sich in Mobilfunknetze einbuchen konnte (beginnend mit GSM). Fokus war hierbei stets auf Nachrichten. In diesem Fall vor allen auf E-Mail. RIM hatte dafür spezielle Server mit denen man die Blackberries mit den E-Mail-Systemen der Firmen (oder privater E-Mail) synchronisieren konnte. Man hatte somit stets und überall und vor allem schnell Zugriff auf E-Mail.

Das erste erfolgreiche Produkt war der Blackberry 6210. Er hatte einen deutlich anderen Formfaktor als die bisherigen Mobiltelefone und Smartphones. Es war breiter und ließ somit eine QWERTY Tastatur unter dem Bildschirm zu. Dies erlaubte es das Gerät mit beiden Händen zu halten und mit beiden Daumen zu „tippen“. Navigiert wird nicht mit einem Stift sondern mit einem Drehrädchen (Jogdial) an der Seite des Geräts.

Blackberry Smartphone

Das Blackberry verfügte über GPRS Zugang und hatte auch eine HTML fähigen Webbrowser. Auf einem ARM Prozessor lief ein eigenes Betriebssystem namens Blackberry OS. Das Blackberry 6210 wurde vom Time Magazin als eines der einflussreichsten 50 Gadgets aller Zeiten gewählt.

Ab 2003 veränderte das Blackberry den Smartphone Markt nachhaltig. Es hatte in den Nullerjahren 50% Marktanteil der Smartphones in den USA. Es prägte die vor allen die Geschäftswelt. Anfang der Nullerjahre musste man als Geschäftsreisender typischerweise einen Telefonanschluss finden, um einen Labtop PC ans Internet anzuschließen. Dann dauerte es eine Weile, bis sich der PC eingewählt hatte und die neusten E-Mails vom Server runtergeladen hatte. Mit einem Blackberry ging dies alles automatisch über Funk. Die E-Mails auf dem Blackberry waren stets aktuell und es konnte auch sofort auf E-Mails geantwortet werden. Mehr noch, Blackberry bot sogar einen Messenger Service an, mit dem sich Nutzer gegenseitig Nachrichten schicken konnten. Bald sah man überall auf Bahnhöfen und Flughäfen Geschäftsreisende, die auf ihre Blackberries starrten, um die neusten E-Mails zu lesen. Das Zeitalter der Smartphones war damit eingeläutet.

Das iPhone

Technology Convergence

Anfang der Nullerjahre gab es viele neue mobile digitale Geräte, die zunächst eigenständig entwickelt wurden.

  • Digitale Kamera
  • MP3 Player
  • Personal digital Assistant
  • Taschen PC
  • Digitale Videorekorder
  • GPS-Empfänger
  • Telefon

Viele dieser Funktionen wurden kombiniert, vor allen mit dem Mobiltelefon.

Es war absehbar, dass am Ende alle Technologien in ein mobiles Gerät integriert würden. Man spricht von Technology Convergence. Dies war für viele Firmen eine Bedrohung ihres Geschäftes.

Apple iPod

Ein Manager, welcher diese Bedrohung sah, war Steve Jobs der Gründer und CEO von Apple. Apple war bis zur Jahrhundertwende auf PCs fokussiert (abgesehen vom Newton der kein Erfolg hatte und in Steve Jobs Abwesenheit entwickelt wurde).

Steve Job interessierte sich für die neuartigen MP3 Player, welche auf dem Markt erschienen hielt sie jedoch für völlig wertlos weil sie zu wenig Musik speichern konnten und kaum bedienbar waren. Zufällig wurde einem Manager bei Apple namens Jon Rubinstein bei Toshiba ein neues Laufwerk vorgestellt. Es war nur 1,8 Inch groß und konnte sagenhafte 5 GByte speichern. Mit einem solchen Laufwerk konnte man also 1000 Songs speichern und er würde in ein tragbares Gerät passen.

Günstig für Apple war auch, dass sie eine spezielle serielle Schnittstelle namens FireWire entwickelt hatten welche sehr viel schneller als das verfügbare USB-Interface war. So wurde ein MP3 Player entwickelt welcher 2001 auf den Markt kam. Neben dem hohen Speicher und dem FireWire Interface hatte er auch eine sehr gut gemachte Bedienung mit einem Rad und einem Display. Dadurch konnte man sehr leicht Lieder finden und abspielen. Außerdem gab es Playlists welche Abfolge von Liedern vorgab. Apple nannte den Player iPod.

Apple iPod. Quelle: Wikipedia

iTunes

iPod war gekoppelt mit einem Computerprogram namens iTunes in dem man die Lieder verwalten und Playlists erstellen konnte. Der iPod synchronisierte sich automatisch mit iTunes, wenn er am PC angeschlossen wurde. Aber Steve Jobs war das noch nicht genug. Es gelang ihm, dass die gesamte Musikindustrie zu überzeugen ihre Musik in Form von MP3 Files über ein Apple Portal anzubieten welches iTunes Store hieß.

Der iPod war ein kolossaler Erfolg für Apple und machte ihn zum absoluten Führer im MP3 Markt. Durch das Design und die Bedienung des iPods waren die Benutzer willens viel Geld auszugeben, auch für die Songs, welche sie vom iTunes Store herunterladen konnten. Apple verdiente viel Geld mit diesem Geschäft. Mitte der Nullerjahre waren fast 50% des Umsatzes von Apple vom Musikgeschäft. Apple prägte auch ein neues Genre im Markt: das Lifestyle Produkt, Geräte die nicht nur nützlich, sondern „edel“ sind. Geräte die man nicht nur wegen ihrer Funktion besitzen möchte.

Steve Jobs sah nun mit Sorge auf die Mobilfunk Industrie und seine Geräte, welche immer mächtiger wurden. Es war klar (und so war es ja auch wie wir oben beschrieben haben), dass sie auch als MP3 Player nutzbar waren. Warum sollte irgendjemand ein Mobiltelefon und ein MP3 Player parallel benutzen, wenn es sich sinnvoll kombinieren ließ.

Apples Einstieg in den Mobilfunkmarkt

Apple versuchte zunächst eine Kooperation mit Motorola um iTunes auch für ein Motorola Telefon nutzbar zu machen. Aber das Ergebnis war ein Misserfolg, weil das Motorola Telefon hässlich und schwer zu bedienen war. Also entschloss sich Steve Jobs selbst ein Smartphone zu entwickeln. Dieses Smartphone sollte jedoch deutlich anders sein als die bisherigen Smartphones wie Blackberry oder Palm Trio oder Communicator Serie von Nokia. Hier ging es stets um einen Kompromiss zwischen einem ausreichend großen Display und einer Tastatur, die möglichst eine QERTY Tastatur sein sollte. Apple entschied sich die Tastatur vollständig zu eliminieren und sich auf das Display zu fokussieren.

Hierfür brachte Apple vor allen drei neue Technologien ein.

Drei Produkte in einem

Als Apple bzw. Steve Jobs ihr iPhone Anfang 2007 vorstellte sprach man nicht per se von einem Telefon. Es waren drei Produkte in einem:

  • Ein iPod
  • Ein (neuartiges) Telefon
  • Ein Gerät, um ins Internet zu kommen

Es war eigentlich ein hochgradig miniaturisierter PC mit vielen Anwendungen unter anderem auch eine „Telefonanwendung“. Einen PC derart zu miniaturisieren war natürlich nichts Neues. Gerade die PDA´s der neusten Generation waren genau dies. Aber sie scheiterten dadurch, dass sich die Elektronik zwar beliebig verkleinern ließ, nicht jedoch Tastatur und Bildschirm. Die Smartphones arbeiteten noch mit winzigen QWERTY Tastaturen und verschiedenen Menu Tasten aber es hatte seine Grenzen. Auch konnte die Maus nicht wirklich gut mit einem Stift auf dem Display ersetzt werden.

Apple setzte somit auf ein revolutionäres neues Benutzerinterface (MMI) ohne Tasten (außer einer Home Taste). Dazu brauchten sie das Multi Touch Display. Aufgrund ihrer langen Forschung und Studien, nicht zuletzt der Gesteneingabe schafften sie es ein MMI zu bauen welches selbst Kinder bedienen konnten. Vor allen eine Funktion des iPhones funktionierte sehr gut und das war der Internetbrowser. Sie benutzten den Safari Browser ihres PC, und zwar praktisch ohne Abstriche. Man war also in der Lage wirklich im Internet zu surven.

Das erste iPhone 2007. Quelle: Wikipedia

Man kann sagen, dass das iPhone das erste mobile Gerät war, welches einfach zu bedienen war. Es war mehr als das, es war nicht nur einfach, es machte Spaß es zu bedienen. Selbst Menschen die vorher nie ein Smartphone oder ein PDA bedienen wollten weil es zu komplex war, liebten es. Es war von Begin an ein „Live Style Produkt“ das man unbedingt haben wollte.

Kooperation mit Cingular

Der größte Mobilfunkanbieter der USA zur Zeit der Einführung des iPhones war Cingular Wireless welcher noch in demselben Jahr von AT&T geschluckt wurde. Cingular betrieb ein GSM basiertes Mobilfunknetz in den USA. Der Konkurrent Verizon Wireless betrieb CDMA von Qualcomm. Steve Jobs glaubte jedoch an GSM, weil er ein GSM basiertes Telefon weltweit verkaufen konnte. Daher begann er mit Cingular bereits 2005 zu verhandeln.

Die großen Netzbetreiber egal ob in den USA oder in Europa waren die „Besitzer“ des Mobilfunkgeschäftes. Sie bestimmten welche Endgeräte in ihrem Netz betrieben werden durften. Wenn ein Mobilfunkgerät ihnen nicht gefiel, konnten sie es aus ihrem Netz ausschließen, da durch die IMEI (International Mobile Equipment Identification) jedes Gerät im Netzwerk identifiziert werden konnte. Es war somit unumgänglich mit den Mobilfunkbetreibern zusammenzuarbeiten. Die Mobilfunkanbieter sahen sich auch als „Besitzer“ des Applikationen welche über ihre Netze betrieben wurden. Z.B. erlaubten sie nicht dass Anrufbeantworter wie im Festnetz im Endgerät betrieben wurden. Stattdessen wurden Anrufbeantworter als Service im Netz angeboten um mehr Einnahmen zu erhalten, da ja die Anwender ihre Anrufbeantworter anrufen mussten und dadurch für die Anrufe bezahlten.

Genauso wollte sie wenn irgendmöglich Internetnutzung kontrollieren. So erfand z.B. Vodafone einen mobiler Internet Service Provider namens Vodafone Life, welcher spezielle Informationen für seine Kunden anbot. Was die Mobilfunkbetreiber nicht wollten war lediglich eine Internetleitung zur Verfügung zu stellen (a dumb Pipe). Allerdings waren die Kunden dies nicht von ihrer Interneterfahrung gewohnt. Sie wünschten sich Zugang zum Internet wie sie es von ihren DSL-Anbietern gewohnt waren. Dies stürzte die Mobilfunkbetreiber in die Situation, dass sie zwar in den Zugang zum Internet investiert hatten diesen aber gleichzeitig nur für sich selbst nutzen wollten. Somit stagnierte bis 2008 der Datenverkehr. E-Mail-Dienste funktionierten zwar und wurden genutzt aber erzeugten nicht viel Datenverkehr. Foto und Videoaustausch erzeugte mehr Datenverkehr war aber, da er von den Mobilfunkbetreibern beherrscht wurde zu teuer.

In langen Verhandlungen über 18 Monate gelang es Steve Jobs tatsächlich Cingular zu überzeugen, dass sie, wenn sie ein iPhone zulassen würden, deutlich mehr Gewinne von ihren iPhone Kunden erzeugen konnten. Nicht nur das. Es gelang ihm sogar das er pro iPhone Nutzer und Monat 10$ von Cingular bekam. Das war unglaublich, dass die Mobilfunkbetreiber auch noch Geld abgeben sollten. Dennoch kam der Deal zustande.

Durch das iPhone und seinen Deal mit Cingular/AT&T änderte sich das Mobilfunkgeschäft. Eine Industrie wie die Mobilfunkindustrie benötigt immer Wachstum. Seit Anfang der Neunziger Jahre wurde dieses Wachstum dadurch generiert, dass mehr und mehr Nutzer angeworben wurden. Dies wiederum geschah vor allen durch günstige Telefone. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts wurde dieses Wachstum schwieriger. Nicht nur der Preis, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Mobiltelefone wurde wichtig. Schließlich aber war der Markt gesättigt. Es gab kein Wachstum mehr für Telefonanrufe (Voice). Die Mobilfunkanbieter konnten nur auf Kosten der Mitbewerber wachsen. Die Hoffnung die Anwendungen wie Videotelefonie sich durchsetzen würden erfüllten sich nicht. Noch nicht einmal das Verschicken von Fotos ließ sich durchsetzen. Es kam zu einer Stagnation.

Cingular war der erste der sich überzeugen ließ, dass sie das Datengeschäft mit anderen teilen mussten. Dadurch änderte sich die Mobilfunkindustrie. In Zukunft ging es nicht mehr um das Telefon, sondern um Datendienste und um die Geschwindigkeit der Datendienste. Man verkaufte bald nicht mehr Telefonminuten, sondern Datenvolumen.

Android

Unix

In den frühen Zeiten der Computer waren diese noch single Task. Das heist es konnte immer nur ein Benutzer auf die Elemente des Computers, vor allen auf dessen Dateien zugreifen. Bereits in den sechziger Jahren gab es Initiativen unter dem Namen Multics (Multiplexed Information and Computing Service), ein Betriebssystem zu schaffen welches mehrer Nutzer zuließ. Dieses Projekt scheiterte vor allen an der Leistungsfähigkeit der damaligen Systeme. Einige Entwickler der Bell Laboratories ließen sich von diesem Misserfolg nicht abbringen und es gelang ihnen ein Mehr Benutzer System zu entwickeln was 1971 auf einer PDP 11 der Firma Digital Equipment lief, einem populären Minicomputer seiner Zeit. Sie nannten es in Anlehnung von Multics „UNiplexed Information and Computing Service“ (UNICS). Daraus wurde später UNIX.

UNIX erwies sich als ein mächtiges und effizientes Betriebssystem. Allerdings konnte es Bell Labs bzw. die Mutter AT&T nicht vermarkten, da sie aus kartellrechtlichen Gründen nicht im Computergeschäft arbeiten durften. Daher entschied sich Bell Labs die Quellen von UNIX an Hochschulen kostenlos zur Verfügung zu stellen damit daran weiterentwickelt werden konnte. 

Tatsächlich gab es nun stets neue Versionen welche von AT&T gebündelt und veröffentlicht wurden. UNIX lief auf immer mehr Rechnerplattformen. Schließlich gab es eine letzte UNIX version V7 von AT&T. Inzwischen hatte AT&T wieder die Erlaubnis im Computer Geschäft zu arbeiten und wollte fortan eigene geschützte Versionen von UNIX entwickeln. Dies rief im Universitären Bereich großen Unmut hervor deren Arbeit mittlerweile auf frei verfügbare und austauschbare SW basierte. 1985 wurde daher von Richard Stallman, einem Programmierer vom MIT, die Free Software Foundation gegründet. Deren Aufgabe war die Entwicklung eines freien Betriebssystems zu koordinieren. Das zugehörige Projekt war das GNU-Projekt. GNU (das neue freie Betriebsystem) sollte UNIX kompatibel sein.

Linux

Linus Torvalds war ein Informatik Student aus Finnland. Für seine Arbeit an der Universität brauchte er einen Terminalemulator für seinen PC. Ein Terminal ist eigentlich lediglich ein Eingabegerät für einen Zentralrechner und läuft auf eigener Hardware. Man kann jedoch ein solches Gerät auf einem PC nachahmen. Allerdings muss man dafür direkt mit der Hardware, praktisch auf der untersten SW-Schicht arbeiten. Torvalds benutzte ein kleines System namens MIMIXs welches an UNIX angelehnt war und eine GNU C-Compiler, also ein Programmierwerkzeug welches Zugang auf die Resourcen des PC´s erlaubt.

Schließlich wurde Torvalds klar, dass das System, welches er programmierte, mehr konnte als nur ein Terminal emulieren. Es war an sich ein eigenständiges kleines Betriebssystem und er begann es entsprechend zu erweitern. Es war kein vollständiges Betriebssystem aber der Kern davon (Kernel). Torvald überlegte erst, ob er eine Lizenz für dieses System verlangen sollte. Er ließ diesen Gedanken jedoch fallen und bot seinen Kernel Lizenzfrei unter GNU an. Das System wurde LINUX genannt. Nach seinem Namen Linus und dem X für die UNIX-Herkunft.

Open Handset Alliance

In 2003 wurde eine neue start-up Firma im Silicon Valley gegründet. Ihr Name war Android Inc. Sie wurde von einem Ingenieur namens Andrew (Andy) Rubin gegründet. Rubin hatte bereits Erfahrung in der Entwicklung von PDAs und deren Software. Er arbeitet bei Apple und in einer Ausgründung von Apple namens General Magic welche versuchte ein Betriebssystem für PDAs zu entwickeln. Diese Firma war jedoch nicht erfolgreich und konnte sich nicht etablieren. Mit Android wollte es Rubin noch einmal versuchen in den Markt für kleine Betriebssysteme einzusteigen. Ursprünglich wollte er sich auf den Markt der digitalen Kameras fokussieren stellte aber bald fest, dass hierfür der Markt zu klein war und wagte einen Schritt hin zu Mobiltelefonen. Er war in Gesprächen mit Samsung und HTC, einem Taiwanesischen Konzern, der begann Smartphones zu bauen.

Android war der Spitzname für Rubin, den er von seinen Kollegen bekam als er noch bei Apple arbeitet. Er liebte Roboter oder Androiden und sein Name Andy R war bereits nahe an Android. So wählte er diesen Namen für seine neue Firma.

Google wurde 2005 auf Android aufmerksam und kaufte die Firma. Rubin und sein kleines aber sehr kompetentes Team konnten weiter an einem Betriebssystem für Mobiltelefone arbeiten welches fortan Android genannt wurde. Android wurde auf einem LINUX Kernel aufgebaut und basierte somit auf lizenzfreier Software. Android fokussierte sich auf die üblichen Smartphones seiner Zeit. Als das iPhone herauskam musste es jedoch noch einmal deutlich geändert und verbessert werden um den neuen Ansprüchen eine Multi Touch Screens zu genügen. 

Google hatte nicht vor in das Mobilfunkgeschäft einzusteigen oder Android zu lizenzieren. Es sollte als lizenzfreie Software für alle zur Verfügung stehen. Hierfür gründeten sie Ende 2007 eine Organisation mit namhafte Mobilfunkgeräteherstellern und Mobilfunkbetreibern, die Open Handset Alliance (OHA).

Das erste Gerät, welches kurz nach Gründung der OHA mit Android auf den Markt kam, war noch ein Smartphone mit einer klassischen QWERTY Tastatur. Es wurde von HTC hergestellt und hieß HTC Dream. Es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis 2009 sowohl HTC als auch Samsung ein Smartphone ohne QWERTY Tastatur herausbrachten und welches nahe an die Funktionalität eines iPhones herankam. Vor allen durch Samsung mit seiner Galaxy Serie begann der Siegeszug des Android Betriebssystems.

HTC Dream, erstes Smartphone mit Android als Operating System. Quelle: Wikipedia